Für die Modellierung von Geschäftsprozessen (GPM) gibt es verschiedene Ansätze und Methoden. Die beiden wichtigsten sind mit Sicherheit die UML 2, sowie die Methode der "ereignisgesteuerten Prozessketten" (EPK). Beide Methoden haben ihre Stärken und Schwächen, die im folgenden genauer beschrieben werden.
Geschäftsprozesse im Wandel der Zeit In der Vergangenheit war die Beschreibung der Geschäftsprozesse eine der zentralen Aufgaben in einem Unternehmen. In der jüngsten Gegenwart ist die alleinige Dokumentation jedoch nicht mehr ausreichend. Vielmehr geht es heute darum, rasch auf Veränderungen des Marktes reagieren zu können und ggf. seine eigenen Geschäftsprozesse an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Die Änderung der eigenen Geschäftsprozesse inklusive der Anpassung der dahinterliegenden IT-Infrastruktur an dieselbigen ist zu einer wichtigen Herausforderungen in der heutigen Zeit geworden. Ziel der Modellierung ist es, einerseits die fachlichen (betriebswirtschaftlichen) Prozesse zu modellieren und diese Schritt für Schritt für die Spezifikation der IT-Systeme zu verfeinern.Vorzugsweise sollten beiden Welten innerhalb eines Systems abgebildet werden können.
Was ist Geschäftsprozessmodellierung Alle für ein Unternehmen relevanten Geschäftsprozesse werden beschrieben und mit Leistungsdaten hinterlegt. Die zentral abgelegten Prozessbeschreibungen müssen allen zugänglich gemacht werden, für die dieser Prozess eine Relevanz hat. Für die Prozessbeteiligten sollte eine für ihre Aufgabe vereinfachte Sicht auf den Prozess erstellt werden.
Ereignisgesteuerte Prozessketten (EPK) Diese bereits 1991 entwickelte Methode ist ebenso wie die UML eine grafische Modellierungssprache zur Beschreibung von Prozessen. Geschäftsprozesse werden dabei als eine Folge von Ereignissen und Funktionen abgebildet. Zusätzlich dazu können alle Aktivitäten mit Kennwerten (Zeitliche Aspekte, Kosten) hinterlegt werden. Die Möglichkeit eine Hierarchie einzuführen ist dabei ein wesentlicher Bestandteil, um bei komplexen Prozessen die Übersicht zu behalten. Durch die Möglichkeit logischer Verknüpfungen und die Hinterlegung von Wahrscheinlichkeiten bei Entscheidungen ist es möglich auch komplizierte Ablaufstrukturen zu beschreiben.
Geschäftsprozessmodellierung mit UML UML ist keine Methode, sondern lediglich eine Sprache, die ursprünglich für die Entwicklung von Softwaresystemen konzipiert wurde. Eine Erweiterung bzw. Ausrichtung in Richtung Geschäftsprozesse wurde erst mit der Vorstellung von UML 2 erreicht. Vor allem zwei Diagrammtypen innerhalb der UML sind für Geschäftsprozesse besonders hervorzuheben. Das Klassendiagramm für die Darstellung von Organisationsstrukturen sowie das Aktivitätsdiagramm für die Beschreibung der Abläufe. Allerdings fehlen der Aktivität einige Merkmale, die für einen Prozess notwendig wären:
Was definiert einen Prozess?
- ein oder mehrere Ziele,
- Input- und Output-Objekte unterschiedlichen Typs
- Ressourcen unterschiedlichster Art (Menschen, Material, Systeme)
- verschiedene Aktivitäten mit Ereignissen und Bedingungen
- oft mehr als eine ausführende Organisationseinheit
- einen betriebswirtschaftlichen Mehrwert für die Organisation
Erweiterungen für UML
Um diese Mängel zu beseitigen gibt es derzeit zwei Konzepte, die von Bedeutung sind:
Beide Ansätze liefern Erweiterungen, um aus der UML eine Sprache für die Modellierung von Geschäftsprozessen zu machen. Sie nutzen dabei den in UML integrierten "Erweiterungsmechanismus" der Profile. Das bedeutet, dass sie keine neuen Elemente hinzufügen, sondern die vorhandenen mit Hilfe von Stereotypen und Tagged Values so zu erweitern, dass sie den Ansprüchen, die ein Prozess hat, genügen. Allerdings gibt es derzeit noch keinen offiziellen Standard der OMG. Für die Abbildung der Geschäftsregeln kann die OCL verwendet werden, die ebenfalls Teil der UML ist.
OOGPM Methode
Die OOGPM-Methodik bietet ein detailliertes Vorgehensmodell. Die UML kann zwar dafür sorgen, dass ein syntaktisch korrektes Modell entsteht. allerdings gibt es derzeit keinen Mechanismus, der auch die semantische also die inhaltliche Korrektheit des Modells sicherstellt. Der größte Vorteil der UML liegt sicherlich darin, dass sowohl der Fachbereich als auch die IT-Abteilung auf das gleiche Modell zugreifen können. Damit gibt es eine zentrale Plattform, die zur Kommunikation und Dokumentation dient. Wichtige Kriterien für die Akzeptanz von UML sind sicherlich die Prozesssimulation, umfangreiche Reportingmöglichkeiten sowie ein Drill-Down-Mechanismus. Ein ebenso wichtiger Aspekt ist die Modellkonsistenz zwischen Struktur und Verhalten. Da genau diese Konsistenz auch bei Softwaremodellen gefordert wird, ist die Möglichkeit von Seiten UML bereits abgedeckt.
Zusammenfassung
Die prozessorientierte Modellierung ist zu einem zentralen Konzept bei der Analyse von Softwaresystemen geworden. Die prozessorientierte Darstellungsform der EPKs sind zwar für Geschäftsabläufe sicherlich besser geeignet, dafür zeigen sie gerade bei der Modellierung von Softwaresystems doch deutlich Schwächen. UML hingegen ist genaus dafür entwickelt worden und mit den entsprechenden Erweiterungen (EPE, OOGPM) wird damit die Lücke des objektorientierten Ansatzes in Richtung GPM geschlossen.
Weiterführende Informationen
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